Der Zerfall der Monarchie

Die Niederlage teilte das Reich der vielen Völker in beinahe ebenso viele Nachfolgestaaten auf. Ein Machtvakuum im Herzen Europas entstand, welches durch die ererbten Nationalitätenkonflikte der Nachfolgerstaaten nur noch verstärkt wurde.

Die Republik Deutsch-Österreich, schon bald auf Druck der Siegermächte im Namen und im politischen Programm nur die Republik Österreich, war am 12. November 1918 der letzte sich proklamierende Staat aus dem Territorium der Doppelmonarchie. Ausdrücklich nicht als Rechtsnachfolger von Österreich-Ungarn gegründet, zählt die Republik Österreich, die Tschechoslowakische Republik und die Republik Ungarn zu den neuen Staaten auf dem Gebiet des alten Reiches.
Weitere Teile des Habsburgerreiches gingen an Italien, an den Staat der Slowenen, Kroaten und Serben, schon ein Monat später das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Polen bildete sich aus Gebieten der drei zerschlagenen Kaiserreiche - Österreich-Ungarn, Russland und dem Deutschen Reich. Rumänien hatte den Frieden mit den Mittelmächten vom Mai 1918 mit einer erneuten Kriegserklärung am 10. November 1918 gerade noch rechtzeitig für „ungültig“ erklärt, um wieder auf Seiten der Sieger zu stehen und erhielt nun einen so großen Teil der Donaumonarchie, dass sich sein Territorium und die Bevölkerungszahl verdoppelte. 

Was sich 1913 eigentlich niemand ernsthaft vorstellen konnte, außer politischen Wirrköpfen, den Zerfall eines Reiches das Jahrhunderte überdauert hatte, war nun im späten Herbst 1918 die scheinbar einzig logische Konsequenz des verlorenen Krieges. 

Als am 30. Mai 1917 der Reichsrat von Cisleithanien nach dreijähriger Pause, wieder zusammentrat, verlangten schon eine Reihe Abgeordneter verschiedener Kronländern deren Unabhängigkeit. Etwas anders war die Lage in Ungarn, scheinbar. Durch das ungarische Wahlrecht waren Minderheiten im ungarischen Reichstag praktisch nicht vertreten, so erschien die ungarische Reichshälfte als die stabilere der Doppelmonarchie. Das Kriegsgeschehen 1917 lieferte dem Wunsch nach Auflösung des Reiches aber zu wenig Auftrieb. Russland war besiegt, auch wenn der Frieden von Brest-Litowsk erst am 3. März 1918 unterzeichnet wurde. Italien wurde in der 12. Isonzoschlacht beinahe aus dem Krieg geschlagen, auf jeden Fall aber für absehbare Zeit in die Defensive gedrängt. Die Versenkungszahlen des erneuerten uneingeschränkten U-Boot-Kriegs erreichten ungeheure Ausmaße. Das deutsche Heer konnte die französischen und britischen Offensiven an der Westfront erfolgreich abwehren. Der Kriegseintritt der USA im April 1917 änderte auf Monate hinaus nichts an der militärischen Lage. Die USA hatten zwar eine große und moderne Flotte, aber nichts, was den Namen Armee im Vergleich mit den Landstreitkräften der anderen großen Kriegsteilnehmer verdiente. Der Aufbau einer solchen Landstreitmacht würde Monate dauern, und angesichts der U-Boot-Erfolge blieb immer noch die Frage, ob diese Armee jemals Frankreich heil erreichen würde.

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Herbst 1918 - Die Revolutionäre Herausforderung im Endkampf der Donaumonarchie - Eröffnung der Tagung und Vortrag Richard Plaschka
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Herbst 1918 - Die österreichische Arbeiterbewegung vom Jänner bis November 1918
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100 Years of Social Democracy in Austria - Social Democracy and The House of Habsburg
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Herbst 1918 - Forumsgespräch zum Generalthema - Auflösung der Monarchie
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Magyar Hymnus - Ungarische Nationalhymne
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Szozat - Der Aufruf - Ungarns zweite Hymne
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Herbst 1918 -Die tschechische Politik und die Volksbewegung in den Jahren 1917-1918 - Vortrag von Vladimir Kasik
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Ausrufung der Republik Deutsch-Österreich am 12. November 1918 – bei Manès Sperber

Zu Jahresbeginn 1918 hatte eine Reihe von inneren Unruhen die Monarchie erschüttert, aber sie schien diese Krise überstanden zu haben. Der Jänner-Streik des Jahres 1918 wurde wie die russische Februarrevolution 1917 durch Hunger ausgelöst. Am Höhepunkt, dem 18. Jänner, befanden sich fast 400.000 Arbeiter und Arbeiterinnen im Ausstand, aber eine Revolution wurde in Österreich-Ungarn nicht daraus. Auch die Meutereien von Heimkehrern, österreich-ungarischen Kriegsgefangenen, die nach dem Frieden von Brest-Litowsk zurückkehrten, waren Revolten aber keine Revolution. Selbst die Meuterei im Kriegshafen der k. u. k. Marine in der Bucht von Cattaro, beginnend am 1. Februar 1918 mit dem Hissen einer roten Fahne auf dem Admiralsschiff Sankt-Georg, brach schon am 3. Februar wieder in sich zusammen. Das Gefüge der Monarchie stöhnte und ächzte unter der Belastung des Krieges, aber es waren äußere militärische Ereignisse, die das Ende brachten.

Das Scheitern der deutschen Frühjahrsoffensive und das Scheitern des U-Boot-Krieges, die Niederlage der letzten österreich-ungarischen Offensive im Juni 1918 an der Front gegen Italien, die erfolgreiche Gegenoffensive der Entente an der Westfront, ab August 1918 mit immer stärkerer amerikanischer Beteiligung an den Kampfhandlungen, das Ausscheiden Bulgariens aus dem Krieg im September und das absehbare Ausscheiden der Türkei beendeten jegliche Möglichkeit, egal wie weit hergeholt, ja jeglichen Glauben an einen Siegfrieden. Selbst ein Verhandlungsfrieden war nun nicht mehr eine reale Option. Alle Zeichen deuteten in Richtung totale militärische Niederlage der Mittelmächte.

Noch am 16. Oktober versuchte Kaiser Karl I. mit dem sogenannten Völkermanifest eine Überführung von Cisleithanien, der deutsch-österreichischen Reichshälfte, in einen Staatenbund. Die Regierung Ungarns lehnte das Völkermanifest strikt ab. Sie wollte die völlige politische Unabhängigkeit von der österreichischen Reichshälfte. Die Realunion sollte beendet werden und durch eine Personalunion, so der ungarische Vorschlag vom 18. Oktober, ersetzt werden. Die ungarische Regierung verkannte allerdings die reale politische Lage gründlich. Die Kroaten sahen ihre Zukunft im südslawischen Königreich, die Slowaken drängten auf einen Staat mit den Tschechen und der zu erwartende neuerliche Kriegseintritt Rumäniens machte ein ungarisches Siebenbürgen nach Kriegsende mehr als fraglich. 

US-Präsident Woodrow Wilson, dessen 14 Punkte-Programm für eine Friedensordnung in einer Rede am 8. Jänner 1918 von ihm selbst vor beiden Häusern des Kongresses vorgestellt worden war, verlangte darin noch keine dezidierte Auflösung Österreich-Ungarns. Doch auch hier hatten sich die Dinge bis Oktober 1918 radikal geändert. Wilson erklärte am 18. Oktober, in einer Antwort-Note auf ein Waffenstillstandsangebot von Österreich-Ungarn vom 4. November, dass die Nationalitäten des Habsburgerreiches ihre Zukunft selbst bestimmen müssten. Der Nationalrat der Tschechoslowaken wurde als de facto kriegsführende Regierung auf Seiten der Entente anerkannt. Eine Autonomie wäre keine Grundlage mehr für eine Friedensübereinkunft. In Wilsons Antwort wurde aber keinerlei Einschränkung des Rechtes zur Selbstbestimmung der deutschen Volksgruppe verlangt.

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Tschechische Nationalhymne - Kde domov muj
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Herbst 1918 -Die wirtschaftlichen Probleme des Donaubeckens nach dem Zerfall der Monarchie - Vortrag von Ivan Berend
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Moravo, Moravo - Moravische Nationalhymne
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Aus dem Parlament - Nationalratsdebatte über die authentische Interpretation des Habsburgergesetzes und die Entschließung, daß eine Rückkehr Otto Habsburgs nach Österreich unerwünscht sei

Am 21. Oktober 1918 trafen sich die deutschen Abgeordneten des Reichsrates, im Niederösterreichischen Landhaus in Wiens Herrengasse, um über die Konsequenzen eines möglichen Zerfalls des Reiches zu beraten. 

Am 24. Oktober 1918 begann die Offensive der wieder auferstandenen italienischen Armee. Der anfängliche Widerstand war nicht nachhaltig, und die Vertreter der sich abzeichnenden Nachfolgestaaten riefen Reih um Truppen, die sie als ihre betrachteten, in die neue Heimat. Ungarns Regierung eröffnete so noch am 24. Oktober diesen Reigen der Auflösung der k. u. k. Streitkräfte.

Als einen wohl letzten verzweifelten Versuch Kaiser Karls ist sein Telegramm an den deutschen Kaiser vom 26. Oktober zu verstehen. Darin teilte er Wilhelm die Auflösung des Bündnisses mit dem Deutschen Reich mit. In Wahrheit nur mehr eine Geste, die nichts mehr ändern konnte. 

Am 28. Oktober wurde in Prag die CSR ausgerufen und die Macht ging von den k. u. k. Behörden praktisch unblutig auf die neue Regierung über. Am 29. Oktober wurden Slowenen und Kroaten zu Mitbegründern des Königreiches Jugoslawien. Galizien schloss sich dem gerade entstehenden Polen an, was zu einem Krieg mit der kurzlebigen Westukrainischen Volksrepublik um Ostgalizien führte. Diese wurde von der polnischen Armee besiegt, und so gelangte das gesamte Galizien, inklusive Lemberg, an Polen. Am 30. Oktober kündigte Ungarn die Realunion auf, womit Österreich-Ungarn aufgelöst war. Rumänien befreite oder eroberte Siebenbürgen - eine Frage des Standpunktes. Der daraus resultierende Krieg mit Ungarn sollte erst 1920 mit der Niederlage Ungarns beendet werden. 

Der Waffenstillstand von Villa Giusti am 3. November 1918, mit all seinen umstrittenen Aspekten, beendete endgültig den Kampf Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg.

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Unter dem Sternenbanner
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US-Truppen auf dem Weg von Italien nach Wien und zum Semmering

Am 12. November 1918 wurde schließlich mit der Proklamation der Republik Deutschösterreich der letzte Rest der Doppelmonarchie in einen neuen Staat überführt. Dieser Rest-Staat hatte allerdings ein von seinen Gründern bestimmtes, wenn auch nicht konkret genanntes, Ablaufdatum. Artikel zwei der deutschösterreichischen Bundesverfassung lautete:

„Deutschösterreich ist ein Bestandteil der Deutschen Republik. Besondere Gesetze regeln die Teilnahme Deutschösterreichs an der Gesetzgebung und Verwaltung der Deutschen Republik sowie die Ausdehnung des Geltungsbereiches von Gesetzen und Einrichtungen der Deutschen Republik auf Deutschösterreich.“

Aus diesen Worten klingt wenig Zuversicht in die Zukunft der jungen Republik. 

Der Zerfall des Habsburger-Reiches durch den Krieg war wie die Erfüllung so manches nationalistischen Wunschtraumes, mit Wurzeln im 19. Jahrhundert, die ohne diese Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts wohl nie Realität geworden wären. Aber die Nachfolgestaaten der Monarchie hatten wenig oder gar nichts aus der Geschichte von Österreich-Ungarn gelernt. Praktisch alle beherbergten in ihren Grenzen mehr als eine Nationalität und der Umgang mit den jeweiligen Minderheiten im Land war oftmals restriktiver als zuvor. So manches Volk kam zur Erkenntnis einen Völkerkerker gegen den nächsten, vielleicht sogar kleineren, eingetauscht zu haben. Durch das Verschwinden von Österreich-Ungarn war außerdem ein Machtvakuum in Mitteleuropa entstanden, verstärkt durch die vielfach weiterhin ungelösten Nationalitätsfragen und Konflikte im Herzen des Kontinents. Eine leere Stelle, die von keinem der mitteleuropäischen Nachfolgestaaten ausgefüllt werden konnte – die Doppelmonarchie war zumindest eine europäische Großmacht gewesen. So entstand durch den Zerfall von Österreich-Ungarn für die friedliche Zukunft Europas möglicherweise eine Bedrohung, zumindest aber ein Unsicherheitsfaktor.

Chronik

Das Jahr 1918

6. Jänner

Tschechische Parlamentarier und Landtagsabgeordnete der Böhmischen Krone verlangen ein Recht auf nationale Selbstbestimmung.

8. Jänner

US-Präsident Woodrow Wilson proklamiert ein 14-Punkte-Programm, das einem künftigen Friedensschluss zugrunde liegen soll. Darunter befindet sich bezüglich Österreich-Ungarn folgender Punkt: "Den Völkern von Österreich-Ungarn, deren Platz wir unter den anderen Nationen sichergestellt zu sehen wünschen, soll die erste Gelegenheit zu einer autonomen Entwicklung gegeben werden".

14. bis 20. Jänner

"Jännerstreik" der Arbeiterschaft gegen die herrschende Lebensmittelknappheit und für eine Beendigung des Krieges.

1. Februar

Im Hafen Cattaro in Süddalmatien meutern Matrosen der k. u. k. Kriegsmarine.

6. Februar

In Wien stirbt der Maler Gustav Klimt (geb. 14. Juli 1862).

9. Februar

Die Mittelmächte schließen mit der Ukraine, die sich von der Sowjetunion getrennt hat, den Sonderfrieden von Brest-Litowsk. Ostgalizien wird ein eigenes Kronland der Monarchie. Die vereinbarten Getreidelieferungen der Ukraine an die Mittelmächte ("Brotfrieden") kommen in dieser Form nicht zu Stande.

11. Februar

Die tschechischen Parteien fordern in Prag die Gründung einer tschechischen Republik unter Einschluss der deutschsprachigen Gebiete.

3. März

Unterzeichnung des Friedensvertrags von Brest-Litowsk zwischen den Mittelmächten und der "Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken". 

18. März

Die wöchentliche Fettquote wird in Wien auf 40g reduziert.

21. März

Beginn der großen deutschen Frühjahrsoffensive. Das deutsche Heer unternimmt eigentlich eine ganze Reihe von Offensiven, die allesamt, trotz großer anfänglicher Erfolge, den erhofften Sieg nicht bringen.

2. April

Der Minister des Äußeren Ottokar Graf Czernin erklärt im Wiener Gemeinderat, dass mit Frankreich Friedensverhandlungen geführt wurden, diese jedoch an der Forderung Frankreichs nach Elsaß-Lothringen gescheitert sind.

11. April

Der Architekt Otto Wagner (geb. 1841) stirbt in Wien.

12. April

Der französische Ministerpräsident Georges Clémenceau veröffentlicht als Antwort auf die Rede des Ministers des Äußeren Ottokar Graf Czernin den Inhalt des Sixtus-Briefes (siehe März 1917). Dadurch sinkt auch das Vertrauen der Verbündeten in Kaiser Karl. Der Minister des Äußeren Ottokar Graf Czernin tritt zurück, sein Nachfolger wird Stephan Graf Burián von Rajecz.

13. April

Deutsche und finnische Truppen besetzten Helsinki, die bolschewistischen Roten Garden werden zurückgedrängt. Der finnische Bürgerkrieg endet, durch deutsche Truppenhilfe, für die bürgerlichen finnischen Kräfte am 5. Mai 1918 siegreich.

20. April

Der Schauspieler Alexander Girardi (geb. 1850) stirbt in Wien.

30. April

General Ottokar Landwehr, der Chef des Ernährungsausschusses, beschlagnahmt auf der Donau deutsche Getreideschlepper, um die Versorgung Wiens aufrechterhalten zu können.

4. Mai

Feldmarschall Hermann Albin Josef Baron Kövess von Kövessháza wird von Kaiser Karl I. zum „letzten“ Oberkommandierenden der k. u. k. Armee ernannt.

7. Mai

Der Friede von Bukarest zwischen Rumänien und den Mittelmächten wird unterzeichnet.

30. Mai

Deutsche Truppen bilden einen Brückenkopf an der Marne. Viele Einwohner von Paris verlassen die Stadt.

31. Mai

In den USA schließen tschechische und slowakische Exilgruppen das Pittsburgher Abkommen, nach dem der gemeinsame neue Staat aus den alten Böhmischen Ländern und der Slowakei bestehen sollte. Die Slowakei soll eine autonome Verwaltung, einen eigenen Landtag und einen eigenständigen Justizapparat haben.

6. Juni

Der deutsche Angriff an der Aisne, die Operation "Blücher-Yorck" endet. Die deutschen Angriffspitzen sind bis auf 92 Kilometer an Paris herangerückt, dann läuft sich der Angriff fest.

15. bis 23. Juni

Die zweite Schlacht am Piave vom 15. bis zum 22. Juni 1918 war der letzte Großangriff der k. u. k. Armee und zugleich der letzte Versuch der Donaumonarchie, den Krieg gegen Italien siegreich zu beenden. Die großangelegte Offensive, die anfangs offiziell Junischlacht in Venetien benannt werden sollte, wurde jedoch ein völliger Fehlschlag. Nach der Schlacht befanden sich die italienischen ebenso wie die österreichisch-ungarischen Truppen wieder in ihren Ausgangsstellungen.

28. Juni
<p>US-Präsident Woodrow Wilson</p>

In den USA veröffnet Präsident Woodrow Wilson die Erklärung zur "Befreiung der slawischen Völker" von der Herrschaft Österreichs und des Deutschen Reiches.

Am gleichen Tag beginnen die Kämpfe der Roten Armee mit amerikanischen und britischen Truppen nahe Murmansk.

29. Juni

Edvard Beneš, der Generalsekretär des tschechoslowakischen Nationalrates  in Paris, wird von der französischen Regierung als der Vertreter der tschechoslowakischen Nation anerkannt.

4. Juli

Mehmed VI. wird der letzte Sultan des Osmanischen Reiches.

15. Juli

Die zweite Schlacht an der Marne, gleichzeitig die letzte deutsche Offensive an der Westfront, beginnt. Nach drei Tagen härtester Kämpfe wird die Offensive abgewiesen und die Entente-Truppen beginnen mit Gegenangriffen.

17. Juli

In Jekaterinburg wird die gesamte Zarenfamilie von den Bolschewiki ermordet.

5. August

Die Vereinigten Staaten brechen die diplomatischen Beziehungen zu Russland unter Lenin ab.

8. August
<p>Deutsche verwundete Kriegsgefangene werden von US-Truppen versorgt.</p>

Der "Schwarze Tag des deutschen Heeres" – der Beginn der Schlacht von Amiens. Die große Offensive der Entente-Truppen, die Hunderttageoffensive, erzielte an ihrem ersten Tag einen für die deutsche Oberste Heeresleitung beunruhigenden Erfolg. Erstmals im Verlauf des Krieges ergaben sich die deutschen Verteidiger in größere Zahl als es dem Geländegewinn durch die Angreifer entsprach.

9. August

Die britische Regierung erkennt den tschechischen Nationalrat in Paris als "verbündete Regierung" an. Der Fortbestand der Doppelmonarchie nach der Niederlage wird immer unwahrscheinlicher.

14. August
<p>Generalfeldmarschall Hindenburg, Kaiser Wilhelm II. und Generalquartiermeister Ludendorff.</p>

Die deutsche Oberste Heeresleitung, Generalfeldmarschall Hindenburg und Generalquartiermeister Ludendorff, bezeichnet in einer Besprechung mit Wilhelm II. und Karl I. die Fortführung des Krieges als "aussichtslos".

27. August

In einem Zusatzabkommen zum Friedensvertrag von Brest-Litowsk verzichtet Russland unter Lenin auf die Staatshoheit über Estland, Georgien, Livland und Kurland.

30. August

Lenin wird bei einem Attentat durch die Sozialrevolutionärin Fanny Kaplan schwer verwundet. Die Bolschewiki verschärfen den "Roten Terror". Bis heute sind Zweifel an der tatsächlichen Täterschaft von Fanny Kaplan, die nach einem Schnellverfahren am 3. September 1918 erschossen wurde, nicht vollkommen ausgeräumt.

September/Oktober

Die Rumänische Nationalpartei und die Slowenische Volkspartei fordern Anerkennung des Selbstbestimmungsrechtes der Nationen.

3. September

Die USA anerkennen den tschechischen Nationalrat in Paris als de-facto-Regierung.

14. September

"An Alle" – Wirkungsloser Friedensappell Kaiser Karls, der ohne Absprache mit dem Deutschen Reich erfolgt war.

26. September
<p>Thomas G. Masaryk</p>

Der tschechoslowakische Nationalrat in Paris proklamiert einen selbständigen tschechoslowakischen Staat mit Tomáš G. Masaryk als Staatspräsident und Edvard Beneš als Außenminister.

29. September

Der tschechische Nationalausschuss in Prag fordert einen selbständigen Staat.

29. September

Ausscheiden des Mittelmächte-Partners Bulgarien aus dem Krieg.

Oktober

Die Sozialdemokratische Partei und die Christlichsoziale Partei erklären, das Selbstbestimmungsrecht der Nationen anzuerkennen.

4. Oktober

Friedensnote Österreich-Ungarns, (bzw. der Mittelmächte), die die "14 Punkte" von US-Präsident Wilson anerkennt.

6. Oktober

Der Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben in Agram (Zagreb) konstituiert sich; die rumänische Nationalversammlung in Jassy fordert die Vereinigung mit dem Staat Rumänien.

7. Oktober

In Warschau Forderung, alle polnischen Gebiete an einen selbstständigen polnischen Staat anzugliedern.

16. Oktober

Das "Völkermanifest" Kaiser Karls, bzw. der Regierung Hussarek stellt eine Umwandlung des österreichischen Teils der Monarchie in einen Bund autonomer Völker in Aussicht, ohne bei den Nationalitäten oder bei den Alliierten auf Resonanz zu stoßen.

18. Oktober

US-Präsident Wilson lehnt die österreichisch-ungarische Friedensnote vom 4. Oktober ab – bloße Autonomie der Nationen keine Friedensgrundlage.

18./19. Oktober

Ukrainischer Nationalrat in Lemberg konstituiert; in Ungarn Kurs auf Selbstbestimmung der Rumänen Siebenbürgens und der Slowaken.

21. Oktober

"Provisorische Nationalversammlung Deutschösterreichs": die deutschsprachigen Abgeordneten des Reichsrates proklamieren die Bildung eines Staates, der alle deutschsprachigen Gebiete des alten Staates umfassen soll; Franz Dinghofer (Deutschnationaler) 1. Präsident, Jodok Fink (Christlichsozialer; bald abgelöst von Prälat Johann N. Hauser) 2. Präsident, Karl Seitz (Sozialdemokrat) 3. Präsident.

24. Oktober

Beginn einer großen italienischen Offensive; Julius Graf Andrássy der Jüngere wird letzter k. u. k. Außenminister.

26. Oktober

Lösung des Bündnisses Österreich-Ungarns mit dem Deutschen Reich durch ein Telegramm Kaiser Karls.

27. Oktober
<p>Heinrich Lammasch</p>

Sonderfriedensangebot Österreich-Ungarns an die Alliierten Mächte; Berufung der letzten kaiserlichen Regierung unter Professor Heinrich Lammasch.

28. Oktober

Ausrufung des tschechoslowakischen Staates in Prag.

29. Oktober

Abberufung der ungarischen Soldaten; Beginn der Auflösung der k. u. k. Armee.

29. Oktober

Der kroatische Landtag (Sabor) in Agram (Zagreb) erklärt die Vereinigung mit dem Staat der Slowenen, Kroaten und Serben und die Lösungen aller Bindungen an Ungarn und Österreich.

30. Oktober
<p>Karl Renner</p>

Errichtung des Staates "Deutschösterreich" durch die provisorische Nationalversammlung, die bis zu Neuwahlen die oberste Gewalt ausübt (Vollzugsgewalt durch den "Staatsrat", einen Ausschuss aus den drei Präsidenten und weiteren Abgeordneten), sich eine provisorische Verfassung gibt und in der Nacht von 30. zum 31. Oktober eine erste Regierung unter Staatskanzler Karl Renner einsetzt.

31. Oktober

Der kaiserliche Ministerpräsident Lammasch übergibt die Regierungsgewalt an die Regierung Renner; Übergabe der k.u.k. Flotte an den südslawischen Nationalrat.

In Ungarn wird Graf Michael Karolyi Ministerpräsident; Bindung an die Dynastie der Habsburger und an Österreich gelöst; (Ausrufung der Republik: 16. November).

Machtübernahme in Krakau und Lemberg durch polnische bzw. ukrainische nationale Exponenten.

Bildung eines rumänischen Nationalrates, der folgenden Tags die Vereinigung mit Rumänien beschließt.

2./3. November

Serbische Truppen in Laibach und der Südsteiermark, slowenische Truppen in Südkärnten, italienische in Triest und Trient; Rücktritt von k.  u.k. Außenminister Andrássy.

1. November

Staatsrat Deutschösterreichs beschließt Gründung einer "Volkswehr", Werbungen ab dem 3. November;
Gründung der radikalen "Roten Garde" in Wien

3. November

Besiegelung der Niederlage – Waffenstillstand zwischen Österreich-Ungarn und den Alliierten (in der Villa Giusti bei Padua); durch Missinterpretation der Bedingungen ordnet das k. u. k. AOK (Armeeoberkommando) die Einstellung der Feindseligkeiten 24 Stunden zu früh an; dadurch geraten rund 360 000 österreichisch-ungarische Soldaten in alliierte Kriegsgefangenschaft.

3. November

Gründung der Kommunistischen Partei Österreichs.

9. November

Abdankung Wilhelms II. als Kaiser; Ausrufung der Republik in Berlin.

11. November

Kaiser Karl verzichtet auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften – de-facto-Abdankung; Rücktritt der Regierung Lammasch.

12. November
<p>12. November 1918</p>

Ausrufung der Republik – die provisorische Nationalversammlung beschließt, dass Deutschösterreich eine demokratische Republik ist; dies wird von der Parlamentsrampe in Wien durch Präsident Dinghofer öffentlich bekanntgegeben (bei Fahnenhissung Herausreissen des weißen Streifens durch Rotgardisten; Tumult und Schießerei).

23. November

Italienische Truppen in Innsbruck (auf Basis der Waffenstillstandsbedingungen vom 3. November).

27. November

Frauenwahlrecht: Die provisorische Nationalversammlung beschließt eine neue Wahlordnung.

1. Dezember

Die südslawischen Gebiete schließen sich mit Serbien und Montenegro zum Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen zusammen.

Anfang Dezember

Unruhe und Auseinandersetzungen in den Randgebieten der neuen Republik, besonders in südslawisch besetzten Teilen Südkärntens und der Südsteiermark (Beginn des bewaffneten Widerstands) sowie in Deutschwestungarn (dem späteren Burgenland).

Ende Dezember

Katastrophale Versorgungslage besonders für Lebensmittel und Brennstoffe, besonders in den Großstädten und vor allem Wien; Rückkehr der Frontsoldaten; hohe Arbeitslosigkeit.